4. DIGITALE DUNKELKAMMER Beispiel 39: Kann man im Beispielbild nur aus den Rohdaten der Kamera die Lage des Bayer-Musters erkennen? Ja. Zwei einfache Tricks helfen dabei. Man weiß, dass es doppelt so viele Grün-Pixel wie Rot- oder Blau-Pixel gibt. Jene Pixel, die in zwei übereinan- derliegenden Zeilen den gleichen Grauwert ha- ben, sind entsprechend die Grünpixel. Weiterhin sieht man, dass es sich um eine abendliche Auf- nahme in der Blauen Stunde handelt. Hier herr- schen kühlere Töne vor. Wahrscheinlich sind da- her die helleren der überbleibenden Pixel die Blaupixel. Abb. 6 | Die obere linke Ecke des Raw-Bayer-Bildes verrät zumindest hier, bei bekanntem Motiv, auch die Lage des Bayer-Musters (RG/GB). Ein Blick in die Exif-Daten zeigt, dass die so ermittelte Lage tatsächlich stimmt. charts, denn die zugehörige Software kann diese Ma- trizen ebenfalls generieren. Dann erfolgt im ersten Schritt die Transformation vom Kamera-Farbraum in den standardisierten CIE- XYZ-Farbraum. Im nächsten Schritt erfolgt die Trans- formation von XYZ nach sRGB: Kamera-Farbraum → XYZ-Farbraum → sRGB- Farbraum (bzw. Adobe RGB, ProPhoto RGB) Diese Transformationen geschehen durch die Multi- plikation des RGB-Vektors eines Farbpixels mit zwei 3x3-Transformationsmatrizen, die sich auch zu einer Matrix zusammenfassen lassen. Vorsicht aber: Die Transformation ist normalerweise umgekehrt ange- geben, sodass man zunächst die Inverse zur Ge- samttransformation berechnen muss (vgl. Quellen: Lindbloom): TsRGB←Kamera = (TKamera←XYZ · TXYZ←sRGB)–1 Die erste, kameraspezifische Transformation in den XYZ-Raum kann aus dem DCRaw-Quelltext entnom- men oder wie beschrieben mittels eines Colorche- cker-Testcharts gewonnen werden. Die zweite, stan- dardisierte Transformation lässt sich exemplarisch direkt angeben (Lindbloom): TXYZ←sRGB = 0,4124564 0,3575761 0,1804375 0,2126729 0,7151522 0,0721750 0,0193339 0,1191920 0,9503041 Im letzten Schritt kann das Bild noch subjektiv in der Helligkeit und im Gammawert angepasst werden. Mögliche Formeln hierzu sind (mit I: Bildmatrix): Das nächste Problem ist, dass das Bild nicht in einem genormten Farbraum wie sRGB oder AdobeRGB vor- liegt. Hierzu fehlen die Kalibrierungsdaten der Kame- ra. Für DCRaw hat der Entwickler die hierzu erforderli- chen 3x3-Matrizen aus den Metadaten der ent- sprechenden Adobe-DNG-Dateien übernommen (metainfo.ColorMatrix2). Eine weitere Möglich- keit wäre die Verwendung eines Colorchecker-Test- Helligkeitskorrektur Ineu = I · (0,25 · Mittelwert(Intensität(I)) I elementweise multipliziert Gammakorrektur Ineu = I 0,45 I elementweise potenziert 140