1. LICHT 1.3 WIE MAN MIT LICHTWERTEN RECHNET Das Rechnen mit Lichtwerten, mit Blenden und Belich- tungszeiten wirkt zuerst umständlich und überflüssig, aber nach zwei, drei Beispielen freut man sich, wie auf einmal alles ineinandergreift und wie einfach man die Aufnahmen optimieren kann. Das kann die Kamera Ih- nen kaum abnehmen, weil der Prozessor nicht weiß, ob die Kamera auf einem Stativ steht, das Objektiv eine Bildstabilisierung besitzt, ob Ihnen geringes Rauschen oder eine kurze Belichtungszeit wichtiger ist oder auch, ob Sie zusätzlich entfesselte Blitze einsetzen. Beispiel 2: Sie haben eine Szene aus Lichtquelle und Motiv aufgebaut und 12 EV gemessen. Nun entfer- nen Sie die Lichtquelle vom Motiv. Erst verdoppeln Sie den Abstand, dann vervierfachen und verachtfa- chen Sie ihn. a.) Welchen Lichtwert messen Sie je- weils? b.) Welche Lichtwerte messen Sie, wenn Sie den Abstand der Kamera zum Motiv verdoppeln? Lösung: Hier ist keine Rechnung erforderlich. Die Kenntnis des Abstandsgesetzes und der Lichtwert- definition reichen aus. Wenn man den Abstand verdoppelt, fällt die Beleuchtungsstärke auf ein Viertel. In EV: –1 EV bedeutet eine Halbierung der Beleuchtungsstärke, –2 EV eine Viertelung. Ein Beispiel hierzu: log2(1) = 0, log2(1/4) = log2(1) – log2(4) = –2. Somit ergibt sich: a.) 10 EV / 8 EV / 6 EV. b.) Sie erhalten die gleichen Lichtwerte. Beispiel 3: Sie messen mit dem Belichtungsmesser im Abstand von 10 cm von der Lichtquelle einen Licht- wert von EV = 20 (das sei 100 %). Welchen Lichtwert messen Sie im Abstand 20 cm? Und im Abstand von 30 cm? Auf wie viel Prozent ist die Beleuchtungsstärke damit jeweils gefallen? Lösung: Das ist schon etwas kniffliger, hier muss man kurz rechnen. Man weiß, dass Ev proportional zu 1/r² ist und kann das mit einer multiplikativen Konstante c als Gleichung schreiben: Ev = c · 1/r2. Weiterhin ist bekannt, dass gilt: Ev = 2,5 · 2EV. Damit kann man nun die Konstanten c und 2,5 zusam- menfassen zu einem neuen cneu = c/2,5 und schreiben: 2EV = cneu ·(1/r² ). Damit gilt: cneu = 2EV · r2 = 220 · (10 cm)2 = 104857600 cm2 So gilt dann im Abstand 20 cm (gemäß Vereinba- rung nehmen wir den Lichtwert als einheitenlos an, setzen aber die Abstände durchgängig in [cm] oder [m] ein): EV20 cm = log2(104857600 · (1/202)) = 18 EV30 cm = log2(104857600 · (1/302)) = 16,8 Mit Ev = 2,5 · 2EV gilt dann weiterhin (einheitenlos, da nur % gefordert): Ev,10 cm = 2621440,0 , das entspricht 100 % Ev,20 cm = 655360,0 , das entspricht 25 % Ev,30 cm = 285262,008 , das entspricht 10,88 % Diese Berechnung auf der Basis der Formeln ist zwar grundsätzlich immer möglich, aber meistens rechnet man mit Lichtwerten viel einfacher. Häufig reicht das Rechnen in ganzen Schritten aus, und hierfür kann man ausgehend von der Lichtwertreihe die Blenden- reihe, die Zeitreihe und die ISO-Reihe festlegen. Mit der Kenntnis dieser Reihen beschränkt sich dann die Rech- nung auf das stufenweise Hinaufsteigen oder Hinun- terklettern in diesen Reihen, und man muss dann nur noch an den Fingern die gekletterten Stufen mitzählen. Die Blendenreihe in ganzen Stufen ergibt sich durch ein fortgesetztes Multiplizieren mit 1,4 zu 0,5 / 0,7 / 1,0 / 1,4 / 2 / 2,8 / 4 / 5,6 / 8 / 11 / 16 / 22 / 32. Hierin bedeu- tet jeder Schritt eine Verdopplung oder Halbierung der lichtdurchlässigen Blendenfläche bzw. der Lichtmen- ge auf dem Sensor. Wenn Sie sich in der Blendenreihe in Zweiersprüngen bewegen, so bedeutet dies jeweils 23